Methylphenidat bei ADHS: Infos über Wirkung, Nebenwirkungen & Medikamente

Methylphenidat bei ADHS Einnahme
© EinBlick, Adobe Stock

Methylphenidat ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und bei Narkolepsie eingesetzt wird. Es soll helfen, die Konzentration und Aufmerksamkeit von Kindern und Erwachsenen zu verbessern sowie Hyperaktivität und Impulsivität zu verringern. Dieser kommt in vielen verschiedenen Formen, darunter Tabletten oder Kapseln vor. Methylphenidat kann sehr wirksam bei der Behandlung von ADHS-Symptomen sein, jedoch auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, was Methylphenidat ist, wie es wirkt und welche Nebenwirkungen bei seiner Einnahme auftreten können.

Was ist Methylphenidat?

Methylphenidat oder auch 2-Phenyl-2-(2-piperidyl)essigsäure-methylester (IUPAC) genannt ist einer der bekanntesten Wirkstoffe, welcher bei der Behandlung von ADHS verschrieben wird.

Wie wirkt Methylphenidat im Körper und hilft es bei ADHS-Symptomen?

Bei Behandlung mit Methylphenidat wird die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin im Gehirn gehemmt. Das wird durch das Blockieren der „Transporter-Funktion“ ermöglicht.

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Diese sogenannten „Botenstoffe“ sowie viele weitere befinden sich in den Gehirnzellen und kommunizieren über Andockstellen miteinander. So werden sie von einer benachbarten Zelle wahrgenommen, welche dann eine Aktion oder Reaktion in diesem bestimmten Bereich Ihres Körpers auslöst.

Hier sorgt Methylphenidat dafür, dass die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin länger an der Andockstelle verweilen und somit den Botenstoffpegel im Gehirn erhöht. Der Anstieg dieser Neurotransmitter im Gehirn bewirkt eine anregende Wirkung. Wachheit, verbesserte Konzentration, Leistungsfähigkeit und auch Müdigkeit wird verringert.

Menschen, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, fühlen sich oft durch die Einnahme von Methylphenidat nicht mehr so hyperaktiv bzw. zerstreut und sprechen von einer verbesserten Aufmerksamkeitsfähigkeit. Gerade der letzte Punkt kann bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS zu mehr Engagement im Unterricht, besserer sozialer Interaktion und längerer Konzentration auf anspruchsvolle Tätigkeiten führen.

Wie wird bei ADHS Methylphenidat angewendet?

Zur optimalen Einnahme von Methylphenidat gibt es Präparate in verschiedenen Formen wie z.B. Kapseln und Tabletten. Um eine längere Wirkdauer zu ermöglichen, wurden die Arzneimittel so verändert, damit das Methylphenidat verzögert freigesetzt wird.

In der Therapie wird das Medikament in der Regel ein- oder zweimal täglich eingenommen. Es kann morgens eingenommen werden oder mittags, um Einschlafprobleme am Abend zu vermeiden. Am Anfang einer Behandlung mit einem neuen Medikament sollte mit einer niedrigen Dosierung begonnen werde und diese dann allmählich erhöht werden.

Bei Methylphenidat sollten Kinder und Jugendliche eine maximale Tagesdosis von 60 mg nicht überschreiten. Bei Erwachsenen sollte die Höchstdosis auf den Tag verteilt maximal 80 mg betragen.

Bitte beachten Sie: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt. Bevor Sie selbst Methylphenidat einnehmen, sollten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

Was für Nebenwirkungen können bei Methylphenidat auftreten?

Wie bei jedem Medikament können auch bei der Einnahme von Methylphenidat Nebenwirkungen auftreten. Viele Nebenwirkungen treten für kurze Zeit auf und verschwinden wieder, wenn das Medikament abgesetzt wird.

Bei der Einnahme unterscheiden sich die Nebenwirkungen in drei Bereiche:

Sehr häufig auftretende Symptome

Die Wahrscheinlichkeit eine dieser Symptome zu bekommen liegt bei >1:10

  • verminderter Appetit
  • Schlaflosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Übelkeit

Hinweis: Der Schweregrad der Nebenwirkungen kann in der Regel durch eine niedrigere Dosis und/oder das Auslassen der Nachmittags- oder Abenddosis verringert werden.

Häufig auftretende Symptome

Die Wahrscheinlichkeit eine dieser Symptome zu bekommen liegt bei 1:100 bis 1:10

  • Appetitlosigkeit
  • Angstgefühle
  • anfängliche Schlafstörungen
  • depressive Verstimmung
  • Nervosität
  • Unruhe
  • Agitiertheit
  • Aggressionen
  • Zähneknirschen
  • Depressionen
  • verminderte Libido
  • Verwirrung
  • Spannung
  • Schwindelgefühl
  • Zittern
  • Ameisenlaufen (Kribbeln)
  • Dämpfung (Sedierung)
  • Spannungskopfschmerzen
  • verschwommenes Sehen
  • Drehschwindel
  • Schmerzen in Nasen-Rachenraum
  • Aufstossen (Dyspepsie)
  • Erbrechen
  • Verstopfung
  • übermässiges Schwitzen
  • Muskelspannung
  • Reizbarkeit
  • Gewichtsverlust
  • Muskelzuckungen (Tic)
  • emotionale Labilität

Hinweis zu Nebenwirkungen: Bei Kindern und Jugendlichen kann es auch zu Entzündungen des Nasen-Rachen-Raums, Schwindel, Husten, Fieber und Oberbauchbeschwerden führen.

Sehr seltene Nebenwirkungen

Die Wahrscheinlichkeit eine dieser Symptome zu bekommen liegt bei <1:10000

  • Orientierungslosigkeit
  • akustische und visuelle Halluzinationen
  • Manien und beginnende Psychosen
  • Zorn
  • plötzlicher Herztod
  • Agitiertheit
  • Stimmungsschwankungen
  • depressive Verstimmung
  • Traurigkeit
  • Lethargie oder Schläfrigkeit

Wie können Nebenwirkungen vermieden werden?

Kontrolle ist bei der Einnahme von Arzneimitteln enorm wichtig. Medikamente, die tagtäglich eingenommen werden, müssen sorgfältig überwacht werden, insbesondere wenn es um Dosisanpassungen oder Nebenwirkungen geht. Auch bei Veränderungen bei z.B. Wachstum oder Gewichtszunahme wird Ihr Arzt die Medikamentendosis anpassen müssen, um mit den Veränderungen des Körpergewichts Schritt zu halten.

Auch eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks und Puls des Körpers wird vom Arzt vorgenommen, um die Gesundheit des Patienten in keinem Zeitraum zu gefährden.

Alles in allem ist Methylphenidat ein Medikament, welches bei der Behandlung von ADHS wirksam sein kann. Wie bei jedem anderen Medikament ist es jedoch wichtig, sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst zu sein und die Reaktion Ihres Kindes auf das Medikament genau zu beobachten. Wenn Sie Bedenken oder wichtige Fragen zur Behandlung haben, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt.

Kann man von Methylphenidat süchtig werden?

Menschen die das Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) besitzen, haben ein deutlich höhere Wahrscheinlichkeit eine Abhängigkeitsstörung aufzuweisen. Bei Methylphenidat handelt es sich um eine amphetaminähnliche Substanz die in Deutschland auf der Liste der Betäubungsmittel vermerkt ist und eine Abhängigkeit auslösen kann. Fragen sie vor einer Behandlung mit Medikamenten immer Ihren Arzt um Rat, um auf Ihre Bedürfnisse bestmöglich eingehen zu können.

Wo ist Methylphenidat enthalten? Eine Liste bekannter Methylphenidat Medikamente

Methylphenidat ist ein Oberbegriff für viele verschiedene Präparate, die alle diesen Wirkstoff enthalten. Daher gibt es auch verschiedene Einnahmeformen wie z.B. Tabletten und Kapseln.

Methylphenidat Medikamente
© Adobe Stock, markus thoenen

Wir haben eine Liste erstellt, welche die Produkte und Hersteller genauer aufzeigt. Es gibt z.B. Präparate von:

RITALIN®

  • RITALIN® 10 mg Tabletten
  • RITALIN® 10 mg Tabletten
  • RITALIN® Adult 10 mg
  • RITALIN® Adult 20 mg
  • RITALIN® Adult 30 mg
  • RITALIN® LA 10 mg
  • RITALIN® LA 20 mg
  • RITALIN® LA 30 mg
  • RITALIN® LA 40 mg

Concerta®:

  • Concerta® 18 mg Retardtabletten
  • Concerta® 27 mg Retardtabletten
  • Concerta® 36 mg Retardtabletten

EQUASYM®:

  • EQUASYM® Retard 10 mg
  • EQUASYM® Retard 20 mg
  • EQUASYM® Retard 30 mg
  • EQUASYM® Retard 40 mg
  • EQUASYM® Retard 50 mg

KINECTEEN®:

  • KINECTEEN® 18 mg Retardtabletten
  • KINECTEEN® 27 mg Retardtabletten
  • KINECTEEN® 36 mg Retardtabletten

MEDIKINET®:

  • MEDIKINET® 10 mg Tabletten
  • MEDIKINET® 20 mg Tabletten
  • MEDIKINET® 5 mg Tabletten
  • MEDIKINET® adult 10 mg Hartkapseln retardiert
  • MEDIKINET® adult 20 mg Hartkapseln retardiert
  • MEDIKINET® adult 30 mg Hartkapseln retardiert
  • MEDIKINET® adult 50 mg Hartkapseln retardiert
  • MEDIKINET® adult 5 mg Hartkapseln retardiert
  • MEDIKINET® retard 5 mg
  • MEDIKINET® retard 10 mg
  • MEDIKINET® retard 20 mg
  • MEDIKINET® retard 30 mg
  • MEDIKINET® retard 40 mg
  • MEDIKINET® retard 50 mg

Methylpheni TAD®:

  • Methylpheni TAD® 10 mg Tabletten
  • Methylpheni TAD® 20 mg Tabletten
  • Methylpheni TAD® 5 mg Tabletten

Methylphenidat AL:

  • Methylphenidat AL 10 mg
  • Methylphenidat AL 20 mg
  • Methylphenidat AL 30 mg

METHYLPHENIDAT-HCl-ratiopharm®:

  • METHYLPHENIDAT-HCl-ratiopharm® 18 mg Retardtabletten
  • METHYLPHENIDAT-HCl-ratiopharm® 27 mg Retardtabletten
  • METHYLPHENIDAT-HCl-ratiopharm® 36 mg Retardtabletten

Von Ratiopharm®:

  • METHYLPHENIDAT 10 mg
  • METHYLPHENIDAT 30 mg

Von Zentiva®:

  • METHYLPHENIDAT 10 mg
  • METHYLPHENIDAT 20 mg
  • METHYLPHENIDAT 40 mg

Von 1A Pharma®:

  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 18 mg Ret.-T.
  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 36 mg Ret.-T.
  • Methylphenidat-1A Pharma® 10 mg Tabletten

Von HEXAL®:

  • METHYLPHENIDAT 10 mg Tabletten
  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 18 mg Retardtabletten
  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 36 mg Retardtabletten

Von Neuraxpharm®:

  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 18 mg
  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 27 mg
  • METHYLPHENIDATHYDROCHLORID 36 mg

METHYSYM®

  • METHYSYM® 10 mg
  • METHYSYM® 20 mg
  • METHYSYM® 30 mg
  • METHYSYM® 40 mg

METIPHENAL®

  • METIPHENAL® 10 mg
  • METIPHENAL® 20 mg
  • METIPHENAL® 30 mg

Hinweis: Für Erwachsene und Kinder gibt es unterschiedliche Dosierungen!

Fazit

Eine Behandlung mit Methylphenidat kann bei ADHS eingesetzt werden. Es handelt sich um eine amphetaminähnliche Substanz, die abhängig machen kann. Es gibt viele verschiedene Präparate mit Methylphenidat als Wirkstoff. Dazu gehören z. B. Ritalin®, Concerta®, Equasym®, Kinecteen®, Medikinet®. Es kann eine Reihe von Nebenwirkungen verursachen, weshalb es wichtig ist, vor der Einnahme einen Arzt zu konsultieren.

Zahlreiche Studien zeigen inzwischen auf, dass eine einzelne medikamentöse, psychologische, medizinische oder pädagogische Interventionen für eine erfolgreiche Behandlung von ADHS meist nicht ausreichend ist.

Die Komplexität von ADHS, welche sich auf viele Lebens- und Leistungsbereiche auswirkt, macht deshalb fast immer ein entsprechend angepasstes Behandlungskonzept erforderlich. 

Die Leitlinien der „Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder und Jugendärzte“ empfehlen daher bei der Behandlung der ADHS ein multimodales Therapiekonzept. Bei dem multimodalen Ansatz werden unterschiedliche Interventionen und Therapieverfahren bedarfsgerecht auf den Einzelfall abgestimmt und können daher ganz individuell auf den Patienten ausgerichtet werden. In Frage kommende Maßnahmen werden dabei modular in das Therapiekonzept integriert.

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Das multimodale Behandlungskonzept der ADHS basiert dabei in erster Linie auf den folgenden Maßnahmen:

  • Elterntraining/Interventionen in der Familie: Dies dient vor allem der Verminderung von hyperkinetischer und aggressiver Symptomatik innerhalb der Familie
  • Interventionen im Kindergarten/der Schule: Diskussion zur Reduktion besonders aggressiver Verhaltensauffälligkeiten oder Störungen in der entsprechenden Einrichtung
  • Verhaltenstherapie des Kindes/Jugendlichen: Dient der Verminderung von überimpulsiven und falsch organisierten Aufgabenlösungen (sog. Selbstinstruktionstraining) oder im Selbstmanagement als Anleitung des Schulkindes/Jugendlichen im Umgang mit Problemen und dem Verhalten
  • Medikamentöse Therapie: Für die Verminderung typischer ADHS-Symptome in der Schule/Kindergarten, in der Familie oder mit Freunden
  • Überprüfung des Ernährungsstatus, Mikronährstoffhaushalt sowie Omega 3 Index gemäß Prof. Dr. von Schacky

Die Therapieeinheiten werden in der Regel auf der Grundlage des Alters des Kindes, seiner aktuellen Verhaltensauffälligkeiten und in verschiedenen Lebensbereichen eingesetzt.

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