ADHS Erwachsene: Symptome, Anzeichen & Hilfe im Alltag

ADHS Erwachsene
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ADHS ist nicht nur ein Phänomen der Kindheit – viele Erwachsene kämpfen tagtäglich mit den Symptomen. Dieser Artikel konzentriert sich auf ADHS bei Erwachsenen, erläutert die spezifischen Symptome und bietet Ihnen einen Überblick über bewährte Strategien und Behandlungsmethoden, um den Herausforderungen des Alltags entgegenzutreten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • ADHS ist eine Störung, die sich bei Erwachsenen anders als bei Kindern äußert, z. B. durch innere Unruhe statt offensichtlicher Hyperaktivität.
  • Die richtige Diagnose bei Erwachsenen ist oft schwierig. Das liegt daran, dass die Symptome subtiler sind.
  • Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden für ADHS im Erwachsenenalter, einschließlich Medikation, Psychotherapie, Verhaltenstherapie und spezielle Selbsthilfestrategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen.
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ADHS im Erwachsenenalter: Ein Überblick

ADHS, oder auch Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung genannt, ist nicht nur in der Kindheit aufzufinden. Es ist eine Störung, die sich oft bei Betroffenen aus der Kindheit bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Während die hyperaktiven Verhaltensweisen von ADHS im Kindesalter oft nach außen hin sichtbar sind, äußern sie sich im Erwachsenenalter eher in Form von innerer Unruhe und Getriebenheit. Die Symptome von ADHS bei Erwachsenen können vor allem unaufmerksames Verhalten zeigen und Schwierigkeiten bei der Regulierung von Gefühlen umfassen.

Trotz der Herausforderungen, die ADHS mit sich bringt, haben viele Betroffene gelernt, mit ihren Symptomen umzugehen. Mit geeigneten Strategien und Behandlungen können Betroffene mit ADHS ihre Symptome erfolgreich managen und ihre einzigartigen Stärken nutzen.

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Die Herausforderungen im Alltag mit ADHS

Jeder Betroffene mit ADHS ist einzigartig, und die Herausforderungen im Alltag variieren von Person zu Person. Einige der häufigsten Probleme sind jedoch:

  • Unordnung und Schwierigkeiten bei der Organisation des Haushalts und des Arbeitsplatzes
  • Schwierigkeiten den Überblick zu behalten
  • Aufgaben werden oft aufgeschoben oder erst kurz vor der Deadline erledigt. Auch das Einteilen der Zeit für Aufgaben stellt für viele eine Schwierigkeit dar.
  • Ein weiteres typisches Verhaltensmuster ist das häufige Verlegen von Schlüsseln oder anderen wichtigen Gegenständen.
  • Sowie das Vergessen von Terminen und z. B. das Versäumen von Rückrufen.

Stark schwankende Emotionen sind ebenso ein typisches Zeichen von ADHS. Viele Betroffene erleben, dass ihre Emotionen zu Missverständnissen führen können, weil ihr Umfeld die Intensität dieser Gefühle oft nicht nachvollziehen kann. Neben diesen Schwierigkeiten können ADHS-Betroffene auch Probleme im Sozialverhalten erfahren und fühlen sich oft missverstanden.

Anzeichen von ADHS bei Erwachsenen erkennen

Die Erkennung von ADHS bei Erwachsenen kann eine Herausforderung sein, da die Symptome oft subtiler sind als bei Kindern. Typische Anzeichen sind Konzentrationsprobleme, leichte Ablenkbarkeit und Schwierigkeiten, Gesprächen aufmerksam zu folgen.

Die Hyperaktivität äußert sich oft weniger, durch wie bereits erwähnt innerliche Unruhe. Das kann sich durch eine ständige Bewegung wie z. B. mit den Fingern auf den Tisch trommeln oder mit den Füßen wippen zeigen. Die Impulsivität kann zu vorschnellen Handlungen ohne Rücksicht auf die Folgen führen, wie zum Beispiel das Unterbrechen anderer im Gespräch.

Darüber hinaus können weitere Symptome wie:

  • Gedankenchaos: Schwierigkeiten, Gedanken zu ordnen
  • Langeweile: Oft das Gefühl einfach unterfordert zu sein
  • Antriebslosigkeit: Keine Motivation für manche Dinge

Spezielle Anzeichen bei Frauen

Frauen mit ADHS können ähnliche Symptome wie Männer aufweisen, es gibt jedoch einige Unterschiede. So zeigen Frauen mit dem unaufmerksamen Typ von ADHS, Symptome wie Verträumtheit und Abwesenheit. Es gibt Anzeichen für ein hohes Risiko für Depressionen und Ängste im späteren Lebensalter. Im Gegensatz zu Männern tendieren Frauen eher zu motorischer Verlangsamung, während bei Männern eine stärkere innere Unruhe und Nervosität im Vordergrund stehen.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33302160/

Obwohl ADHS bei Kindern häufiger bei Jungen diagnostiziert wird, gleicht sich dieses Verhältnis bei Erwachsenen an. Dies legt nahe, dass die Diagnose von ADHS bei Frauen oft übersehen oder missverstanden wird, wobei auch Kinder betroffen sein können.

Studien zeigen, dass sich Jungen und Mädchen in der Symptomatik von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität nicht unterscheiden und dass die Verteilung von ADHS-Symptomen bei Erwachsenen geschlechtsunabhängig zu sein scheint.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3827008/

Die Bedeutung der Früherkennung

Eine frühe Erkennung von ADHS kann entscheidend sein. Durch eine frühzeitige Diagnose kann eine effektive Behandlung eingeleitet werden. Darüber hinaus kann eine frühzeitige Erkennung von ADHS dazu beitragen, mit der Störung umzugehen. Durch den richtigen Umgang kann z. B. das Sozialverhalten mit anderen verbessert werden.

Diagnose und -kriterien für ADHS im Erwachsenenalter

Die Diagnose von ADHS bei Erwachsenen erfordert eine sorgfältige Untersuchung und Bewertung. Die Diagnosekriterien für ADHS bei Erwachsenen schließen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität ein. Ab dem Alter von 17 Jahren müssen nur noch fünf der Symptome vorliegen. Die Wender-Utah-Kriterien beinhalten spezifische Anforderungen für die Diagnose von ADHS bei Erwachsenen, einschließlich des Vorliegens von mindestens zwei der sieben Symptomgruppen neben Aufmerksamkeitsstörung und motorischer Hyperaktivität.

Zusätzlich zu diesen Kriterien gehört zum Diagnoseverfahren:

  • eine körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchung
  • Überprüfung der Schilddrüsenfunktion
  • ein EKG, um andere Grunderkrankungen auszuschließen

Kognitive Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeitsleistung werden mit speziellen Tests geprüft, um die ADHS-Diagnose zu unterstützen. Ein wichtiger Teil des Diagnoseprozesses ist auch eine Anamnese, die Fragen zu Symptomen, deren Einfluss auf verschiedene Lebensbereiche und bereits bekannte psychiatrische Erkrankungen umfasst.

Gespräche mit Bezugspersonen und ein Blick auf Grundschulzeugnisse können zusätzliche diagnostische Informationen liefern. Es ist wichtig, bei der ADHS-Diagnostik andere Erkrankungen zu erkennen oder auszuschließen, um eine korrekte Diagnose zu stellen.

Behandlungsmöglichkeiten für Erwachsene mit ADHS

Es gibt eine Reihe von Therapieoptionen für Erwachsene mit ADHS. Diese umfassen eine kognitive Verhaltenstherapie, bei der Betroffene Techniken erlernen, um die Verhaltensauffälligkeiten und Auswirkungen von ADHS im Alltag zu managen.

Medikamentöse Behandlungen können auch zur Kontrolle der Hauptsymptome von ADHS beitragen, indem sie Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit mindern. Unserer Erfahrung nach ist eine medikamentöse Behandlung im Erwachsenenalter in den meisten Fällen nicht notwendig.

Psychotherapie und Coaching

Psychotherapie und ADHS-Coaching spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung von Erwachsenen mit ADHS. ADHS-Coaching ist eine Form der partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die das Ziel hat, durch lösungsorientiertes Vorgehen individuelle Lösungen für Betroffene zu entwickeln.

Im Rahmen des ADHS-Coachings nehmen Klienten eine proaktive Rolle ein, indem sie:

  • die Themen selbst bestimmen
  • das Tempo selbst bestimmen
  • durch gezielte Fragen unterstützt werden, um Perspektiven zu ändern und neue Strategien zu entwickeln

Medikation und ihre Wirkung

Neben Psychotherapie und Coaching kann auch eine medikamentöse Behandlung zur Linderung von ADHS-Symptomen beitragen. Für die medikamentöse Behandlung von ADHS bei Erwachsenen sind Präparate mit dem Stimulans Methylphenidat, dem Wirkstoff Lisdexamfetamin und dem Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin zugelassen.

Es wird berichtet, dass 60 Prozent der Betroffenen gut auf diese Medikamente ansprechen. Medikamentös behandelte Betroffene können sich besser konzentrieren und fokussieren, sind weniger impulsiv und aufmerksamer in Alltagssituationen. Zu den Nebenwirkungen von ADHS-Medikamenten können Effekte auf die Herz-Kreislauf-Funktion, wie Blutdruckveränderungen, sowie Schlafstörungen und Appetitmangel gehören.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28700715/

Strategien zur Selbsthilfe und Alltagsbewältigung

Neben medizinischer Behandlung und Therapie können auch Selbsthilfestrategien eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von ADHS im Erwachsenenalter spielen. ADHS-spezifische Ratgeber, wie ADHS Kompakt, bieten Betroffenen Wissen zur besseren Organisation und Konzentration sowie Techniken zur Kontrolle über Gefühle und Verhaltensweisen.

Zeitmanagement und Organisationshilfen

Eines der größten Probleme, mit denen Erwachsene mit ADHS konfrontiert sind, ist das Zeitmanagement und die Organisation. Betroffene haben oft Schwierigkeiten mit der Tagesplanung und arbeiten ohne To-do-Liste. Das Setzen von Prioritäten kann herausfordernd sein und zum „Verzetteln“ führen.

Ein Strukturplan für Erwachsene kann helfen, Projekte und Aufgaben zu strukturieren und Prioritäten zu setzen. Auch Informationen zu den Themen Zeitwahrnehmung und Zeitmanagement können für Erwachsene mit ADHS hilfreich sein. Dabei sind hilfreiche Hinweise zur Umsetzung der Strategien besonders wichtig.

Entspannungstechniken und Stressabbau

Neben Zeitmanagement-Techniken können auch Entspannungsübungen helfen, die Symptome von ADHS zu kontrollieren. Erwachsene mit ADHS können von Entspannungsverfahren wie Yoga und Achtsamkeitsübungen profitieren. Diese können helfen, die Fähigkeit zur Fokussierung zu verbessern und innere Unruhe zu schaffen. Auch Sport spielt eine wichtige Rolle, insbesondere Ausdauersport, wird von vielen Erwachsenen mit ADHS als wirkungsvoller Ausgleich gesehen.

Das soziale Umfeld

ADHS kann auch das soziale Umfeld der Betroffenen beeinflussen. Die Unfähigkeit, ausreichend Zeit für Familie und Partner zu reservieren, kann bei Erwachsenen mit ADHS zu Problemen in Beziehungen führen. Viele Erwachsene mit ADHS fühlen sich oft so, als hätten sie keine Zeit, Freundschaften zu pflegen.

Positive Aspekte von ADHS

Trotz der Herausforderungen, die ADHS mit sich bringt, gibt es auch viele positive Aspekte, die oft übersehen werden. ADHS betroffene sind oft besonders kreativ und originell, was zu einem einzigartigen Ideenreichtum und der Fähigkeit führt, Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Ihre Kreativität und unkonventionelle Herangehensweise befähigen Betroffene, innovativ zu sein.

Die Flexibilität, Neugier und das geschärfte Wahrnehmungsvermögen von Betroffenen ermöglichen es ihnen, vielfältige Zusammenhänge auf ihre Art schnell zu erkennen.

Fazit:

Insgesamt ist ADHS bei Erwachsenen eine komplexe und vielschichtige Störung, die sowohl Herausforderungen als auch einzigartige Fähigkeiten mit sich bringt. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Symptome frühzeitig zu erkennen und geeignete Therapie- und Selbsthilfestrategien zu verfolgen. Trotz der Schwierigkeiten, die ADHS mit sich bringt, gibt es viele positive Aspekte, die oft übersehen werden. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Strategien können Betroffene ihr volles Potenzial entfalten.

Häufig gestellte Fragen

Wie verhält sich ein Erwachsener mit ADHS?

Erwachsene mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Aufgaben zu organisieren und zeigen häufig innere Unruhe. Sie leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten, Unruhe und impulsivem Verhalten.

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Was ist typisch für ADHS?

Typisch für ADHS sind die drei Kernsymptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.

Was können Menschen mit ADHS besonders gut?

Betroffene mit ADHS können sich auf interessante Dinge hervorragend konzentrieren und dabei Höchstleistungen erbringen. Darüber hinaus zeigen sie typischerweise Stärken wie Kreativität, Hilfsbereitschaft, Einsatzbereitschaft und Feingefühl.

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