Nahrungsergänzungsmittel in der ADHS-Therapie: Ein Überblick über die aktuelle Forschung

© Ben Kuang, Adobe Stock

Multimodale Therapieansätze bei ADHS

Die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) basiert auf den neuesten Leitlinien und folgt einem multimodalen therapeutischen Konzept, das individuell auf den Patienten abgestimmt wird. Nach einer umfassenden Psychoedukation können psychosoziale, psychotherapeutische und pharmakologische Interventionen eingesetzt werden. Die aktuelle S3-Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“ enthält zudem Empfehlungen für diätetische Maßnahmen. Neben der allgemeinen Empfehlung einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung werden spezifische Ernährungsinterventionen, wie der Verzicht auf künstliche Farbstoffe, nur im Einzelfall empfohlen. Die Gabe von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren wird nicht empfohlen, und es wird betont, dass derzeit keine ausreichende Evidenz zur Wirksamkeit anderer diätetischer Interventionen, insbesondere hinsichtlich der Langzeiteffekte, vorliegt.

Ernährung und Mikronährstoffe in der ADHS-Behandlung

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Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien untersucht den Einfluss der Ernährung auf ADHS-Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und motorische Unruhe. Neben der Wirksamkeit spezifischer Diäten rückt auch der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln zunehmend in den Fokus der Forschung. Mikronährstoffe, wie Vitamine und Mineralien, sind an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt und müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann.

Einige Studien deuten darauf hin, dass Mikronährstoffe für ADHS relevant sein könnten. So wurde beispielsweise in einer ägyptischen Studie ein Vitamin-D-Mangel bei Kindern mit ADHS häufiger festgestellt als bei gesunden Kontrollpersonen. Andere Untersuchungen zeigten geringe Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren und Eisen im Blut von ADHS-Patienten. Diese Befunde legen nahe, dass Mikronährstoffe bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der ADHS-Symptomatik eine Rolle spielen könnten.

Forschungsergebnisse und offene Fragen

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Im Zentrum der Forschung stehen insbesondere ungesättigte Fettsäuren, wie Omega-3-Fettsäuren, und kombinierte Mikronährstoff-Präparate, die eine Mischung aus Vitaminen, Mineralien und weiteren Stoffen enthalten. Auch die Gabe einzelner Nährstoffe, wie Eisen, Phosphatidylserin und Vitamin D, wurde in klinischen Studien untersucht. Omega-3-Fettsäuren sind entscheidend für die Fluidität der Zellmembranen und Signaltransduktionsprozesse sowie für die Entwicklung und Funktion des Nervensystems. Verschiedene Studien haben Unterschiede in der Zusammensetzung der Omega-3-Fettsäuren im Blutplasma und in den Membranen der roten Blutkörperchen zwischen ADHS-Patienten und gesunden Kontrollprobanden festgestellt. Die Ergebnisse sind jedoch heterogen, und eine eindeutige Empfehlung zur Supplementierung gibt es aktuell nicht.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel möglicherweise einen positiven Einfluss auf die ADHS-Symptomatik haben könnten, die bisherigen Studienergebnisse jedoch inkonsistent sind. Die VANTASTIC-Studie, die derzeit in Mannheim und Groningen durchgeführt wird, untersucht die Wirkung und Verträglichkeit eines kombinierten Mikronährstoff-Präparates bei Kindern und Jugendlichen mit hoher Impulsivität und Irritabilität. Die Ergebnisse könnten zur weiteren Klärung der Wirksamkeit von Mikronährstoffen in der ADHS-Therapie beitragen.

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